Dienstag, 6. Mai 2014

Panik in Kanada und bei Einwanderern


Für jeden, der nach Kanada einwandern möchte, ist die derzeitige Situation Anfang Mai 2014 verwirrend und zum Teil schockierend. 

Gab es 2013 noch über 250.000 positive Labor Market Opinions (LM0) und damit Temporary Work Permits für Ausländer (TWP), so wurde Ende April 2014 das Programm für den Teilbereich Hotel und Gaststätten und einige andere Berufsgruppen gestoppt. Das berührt aber nicht nur die „lower-skilled occupations“ in dem Sektor „Food Services“, sondern den gesamten Bereich des Hotel- und Gaststätten-Businesses in Kanada. Hinzu kommen weitere Berufe, wie beispielsweise im Sektor „Retail Trade“. Das trifft Arbeitnehmer mit den Skill Level C und D nach der NOC-Liste und reicht in einigen Berufsgruppen hinauf bis zum Skill Typ „Manager“.



Teil Eins der Artikelserie ist eine kurze Beschreibung, warum es zu dieser Situation kam.

Im zweite Teil der Serie stellt ich verschiedene Möglichkeiten vor, wie man diese Situation zum Guten wenden „könnte“. Hinweise dazu stehen ebenfalls auf vielen Seiten im Buch "Canada calling! Kanada ruft 1."




Um was geht es bei der Panik?

Eiszeit im Parlament zu Ottawa - Temporary Workers


Es geht um politische Macht, das heißt Regierungsmacht.


Seit Februar 2006 ist Stephan Harper Premierminister von Kanada. Er konnte zweimal eine Minderheitsregierung bilden.



Im Mai 2011 gelang Harpers Konservative Partei erstmals der Gewinn der absoluten Mehrheit der Sitze bei der Unterhauswahl. Einer der Schlüssel-Personen zum Gewinn der absoluten Mehrheit war Jason Kenney, der seit 2008 als Minister für CIC und Multikulturalismus verantwortlich war. Kenney wurde damit zum zweiten Mann hinter Harper. Als Minister des CIC befragte er 2011 kanadische Arbeitgeber, Big Business, was er zu ihren Gunsten beim Temporary Work Permit und Skilled Workers Programm ändern sollte. Die sagten ihm, dass sie weniger Lohn zahlen wollen, viel mehr beschäftigte im Niedriglohn-Sektor wollen und darum mehr LMOs brauchen würden. Kenney setzte deren Wunsch im Dezember 2011 mit entsprechenden Änderungen der Vorschriften um. Ab 2012 wurden daraufhin dem Ministerium HRSDC gesagt, dass die LMOs schnellstens zu genehmigen seien. Das HRSDC gehorchte, die Anträge wurden nicht mehr überprüft und am „Fließband“ abgestempelt mit „Genehmigt“. Darauf kamen rund 250.000 Temporary Worker 2012 nach Kanada plus die 250.000 Einwanderer mit einem Permanent Residence Visa.



Zum ersten Skandal kam es im März 2013, als die Royal Bank of Canada (RBC) spezialisierte kanadische IT-Mitarbeiter feuerte, um sie durch billige ausländische IT-Arbeiter, Temporary Work (TW) zu ersetzen. Diese mussten erst noch von den routinierten und gekündigten Kanadiern angelernt werden.



Zur Schadensbekämpfung des politischen Rufes wurde darauf Kenney von Harper beauftragt. Das führte zur ersten Kehrwendung um 90 Grad beim TWP.



Inzwischen hatte die CBCNEWS ein Investigationsteam unter dem Namen „Go Public“ eingesetzt. Das beschäftigte sich intensiv, unter anderen, mit den Missständen des Temporary Work Permit Programms. Zum aktuellen Skandal kam es, als berichtet wurde, dass einer kanadische Kellnerin, gekündigt wurde, um Platz für TW zu machen. Die Kellnerin hatte bereits 28 Jahre für das Unternehmen gearbeitet, und stand nun vor dem Nichts.



Die Reaktion der Kanadier war pure Empörung, wie man in den Kommentaren auf allen Kanälen und in allen Medien lesen und hören konnte. Die Artikel bei CBCNEWS erhielten tausende von Kommentaren, die die regierende Partei und damit Stephan Harper und besonders Jason Kenney als Schuldige für die Benachteiligung von Kanadiern zum Vorteil von Big Business bezeichneten. Deren Abwahl wird gefordert und ebenfalls die komplette Einstellung des Temporary Worker Programms. Die Benachteiligung betrifft ja nicht nur Arbeitskräfte im Niedriglohnbereich, sondern auch qualifizierte Kanadier in Berufen für die Skill Level B und A erforderlich ist. Das geschieht auch bei Berufen in der produzierenden Industrie, dass Kanadier durch TW ersetzt werden.



Die nächste Wahl zum kanadischen Unterhaus ist spätestens im September 2015. Die Regierenden befürchten nun nicht mehr wiedergewählt zu werden und darum wurde das Temporary Worker Programm erneut um 90 Grad geändert. Vereinfacht gesagt: Seit Dezember 2012 wurde das Programm um 180 Grad gedreht, darum der Stopp des Programms und weiteres folgt. Die Regierenden sind in Panik, kann man sagen, die Macht zu verlieren.



Natürlich nimmt man keine Rücksicht auf einzelne Personen und ihr Schicksal und das ist leider die heutige Situation – im Sommer 2014.




EXCLUSIVE

Waitresses in Saskatchewan lose jobs to foreign workers

Long-term employees fired and heartbroken





4250 Comments - einige Kommentar:



Don Parsons

We have dined at the restaurant for the past 25 years and frequently enjoyed the wonderful service provided by both of those ladies, along with Bev. They were models of what servers should be! 



NoelStLaurent

It is time people revolt and demand that the governments in Canada serve Canadians first; and immigrants and foreign workers last.



Andie Martin

@maremcdaid
In 2006 there were 160,908 TFW. By 2010 there 283,096. Harper has been in power for 8 yrs & has expanded the program to the point where Canadians are laid off for TFW to replace them.



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Soweit einige der tausend Kommentare. Andere verlangten den totalen Stopp des TWP. Unter der liberalen Regierung waren es 2005 nur 82.210 TW. die nach Kanada kommen konnten.


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Noch eine Story zum Thema.



McDonald's accused of favouring foreign workers

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